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Amphibienrettungsaktion 2021: Ein Rückblick auf eine «magere» Saison

Amphibienrettungsaktion 2021: Ein Rückblick auf eine «magere» Saison

Kälte und Trockenheit im Frühling machten den Amphibien auf ihrer Laichwanderung dieses Jahr zu schaffen.


Die Saison der Amphibienlaichwanderung startete Mitte Februar mit kalten Temperaturen. Gegen Ende Februar wurden die Temperaturen jedoch milder und das Amt für Naturförderung des Kantons Bern installierte die Amphibienzäune an der Hindelbankstrasse (Zugstelle zwischen Münchringen und Hindelbank) sowie im Hambüelwald (Zugstelle zwischen Jegenstorf und Grafenried). Von diesem Zeitpunkt an bis Anfang April kontrollierten viele engagierte freiwillige Helfer und Helferinnen (auch Familien mit Kindern) jeden Tag morgens und abends die beiden Zäune.

Eine Informationstafel, die sowohl an der Zugstelle beim Hambüelwald als auch in Münchringen vom Forum Jegenstorf aufgestellt wurde, machte Spaziergänger*innen und Autofahrende auf die Amphibienlaichwanderung und die Bedeutung der Zäune aufmerksam.

Trockenes und eisiges Wetter
Die frühlingshaften Temperaturen wurden vom Föhn begleitet und der Februar brachte sehr wenig Niederschlag. Auch der März startete sonnig und mild mit wenig Niederschlag. Diese nicht gerade idealen Bedingungen für die Amphibien wurden durch die wenigen Tiere bestätigt, die entlang der Zäune und in den Kübeln von unseren Helfer*innen sporadisch gefunden wurden.
Gegen Mitte März wurde es stürmisch und dann wieder winterlich. Mehrmals fiel der Schnee bis in tiefe Lagen. Auch die Amphibienlaichwanderung schien in dieser Zeit eingestellt worden zu sein und wir dachten, Grasfrösche, Erdkröten, Berg- und Fadenmolche warten bestimmt auf bessere Bedingungen.
Gegen Ende März wurden die Temperaturen wieder mild und es regnete viel, das ideale Froschwetter! Leider fanden wir auch zu dieser Zeit nicht viele Tiere entlang der Zäune und die eigentliche Laichwanderung schien bei uns noch nicht im Gang zu sein.

Abbruch der Zäune
Der April war sehr kalt wie lange nicht mehr. Eine anhaltende Bise brachte viele Frosttage mit sehr wenig Niederschlag. Mitte April wurden die beiden Amphibienzäune dann von den Mitarbeitern des Amtes für Naturförderung zurückgebaut. Somit endete unsere Amphibienrettungssaison bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte.

Natürliche Fluktuation oder Störung durch Holzerei?
Wir wissen nicht genau, ob es sich um eine reine Fluktuation der Amphibienpopulation handelt oder ob externe Einflussfaktoren (wir beispielweise die vielen Abholzungen in unmittelbarer Nähe der Zäune) eine Rolle gespielt haben. Sicherlich waren die Wetterbedingungen für die Laichwanderung nicht optimal.

Die Zahlen
Insgesamt konnten wir ca. 160 Amphibien bei der Zugstelle im Hambüelwald und ca. 80 an der Zugstelle an der Hindelbankstrasse sicher über die Strasse und zu den Laichgewässern transportieren. Im Vergleich zu den Funden 2019 (insgesamt ca. 1200 Tiere) und 2020 (insgesamt ca. 800 Tiere) bleiben die Zahlen von 2021 sehr bescheidend. In jedem Fall bleiben wir positiv und werden die Betreuung der beiden Zäune auch im Frühling 2022 fortsetzen.

Danke!
Das Forum Jegenstorf bedankt sich bei allen engagierten Helfern und Helferinnen für ihren unermüdlichen Einsatz auch dieses Jahr. Wir freuen uns bereits jetzt auf die nächste Amphibienwanderung!

Berichte zu früheren Rettungsaktionen:
2018
2020

I der Silbere – ein neuer alter Lebensraum für Amphibien

I der Silbere – ein neuer alter Lebensraum für Amphibien

Jegenstorf verfügt über verschiedene geschützte Naturobjekte, darunter ein Feuchtgebiet im Silberewald.


Der gemäss Artikel 529 des Jegenstorfer Baureglements geschützte und fachgerecht zu pflegende Amphibienlaichplatz war seit einiger Zeit verlandet. Das Wasser aus dem oberhalb liegenden Entwässerungsgraben floss direkt in die Kanalisation ab, statt den Tümpel zu speisen.

Vor der Aufwertung

Im Winter 2020/21 fanden zwischen Gemeinde, Waldbesitzern, Forum Jegenstorf, Pro Natura Bern bzw. Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch) Besprechungen zur Wiederherstellung des Biotops statt.

Die Aufwertungsarbeiten
Im Januar konnte dann bereits mit den Arbeiten gestartet werden: Absterbende Eschen wurden gefällt, Sträucher entfernt und mit Hilfe eines Baggers eine Reihe von Tümpeln ausgehoben. Gefällte Baumstämme wurden als wertvolles Totholz liegen gelassen und Äste zu Asthaufen zusammengetragen, um Lebensräume für verschiedene Tierarten zu schaffen.

Förderung der Gelbbauchunke
Die Tümpel bieten Amphibien wie Grasfrosch, Erdkröte, Berg- und Fadenmolch Laichplätze. Das Biotop wurde auch in das seit mehreren Jahren erfolgreich laufende Projekt «Gelbbauchunkenförderung in der Region Etzelkofen, Rapperswil und Jegenstorf» integriert. Die Gelbbauchunke, die in der Schweiz stark gefährdet ist, erhält nun in der Silbere passende Laichmöglichkeiten. Die kleine Unke braucht für ihre Fortpflanzung mehrere nahe beieinander liegende Tümpel, die auch austrocknen dürfen. Am liebsten besiedelt sie neu erstellte oder umgestaltete Kleingewässer. Mit etwas Glück sind vielleicht bald auch in diesem Biotop von April bis Juni abends ihre feinen „Uh-uh“-Rufe zu hören.


Beobachtung und Unterhalt
Um zu sehen, ob die Aufwertung den gewünschten Nutzen bringt, werden die Tümpel während der Saison tagsüber durch Freiwillige nach Unken abgesucht und die Wasserführung beobachtet.In den ersten fünf Jahren macht eine Amphibienspezialistin der karch jährlich auch mindestens eine Nachtbegehung. Alle Beobachtungen von Amphibien werden per Webfauna dem nationalen Datenzentrum gemeldet.

Entscheidend für den Erfolg der Instandstellung des Biotops ist der anschliessende Unterhalt: Die Tümpel müssen jährlich ausgemäht und eventuell auch ca. alle fünf Jahre maschinell gepflegt werden.


Die Finanzierung
Finanziell unterstützt wird das Projekt durch die Gemeinde Jegenstorf, den ewb Ökofonds und vom Kanton Bern (AWN), die Trägerschaft für das Gelbunkenprojekt liegt bei Pro Natura Bern.

Informationen und Meldungen
Für Auskünfte zum Projekt oder zur Meldung von Beobachtungen:
Sarah Althaus, Dipl. Biologin, karch-Regionalvertreterin Kt. Bern (www.karch.ch) und Leiterin des Projektes «Gelbbauchunkenförderung in der Region Etzelkofen, Rapperswil und Jegenstorf»: sarah.althaus@bluemail.ch

Bilder (wo nicht anders angegeben): © Forum Jegenstorf (Roland Blattner, Marianne König)