Aus Anlass des 4. Geburtstags organisierte das Forum eine spannende Rundwanderung zum Feuchtbiotop Lindeholz in Münchringen
Martin Bachmann von der Umweltgruppe Hindelbank UGH
begleitete uns an einem schönen Samstag (10. Juni 2017) auf unserer
Exkursion über die Holzmühle nach Münchringen. Er berichtete viel
Wissenswertes über die Waldränder und Hecken,die neugepflanzten
Baumreihen und Alleen, die renaturierte Urtenen und das Leben in und
rund um die drei Tümpel im Lindeholz. Spannend war auch zu hören, wie
viel Engagement und Wissen – über natürliche Zusammenhänge, aber auch
gesetzliche Grundlagen – es braucht, um für Tiere und Pflanzen eine
Lebensgrundlage zu schaffen und uns eine vielfältige Naturlandschaft zu
erhalten.
Impressionen von unserer Rundwanderung: (Fotos: Guido Sauter, Marianne König)
Mammutbaum in der Holzmühle
eugepflanzte Baumreihe am Dorfeingang der Holzmühle
n
der renaturierten Urtenen bei der Holzmühle entlang
Blumenwiese beim Schiessstand / Lindeholz
Feuchtbiotop Lindeholz Münchringen:
Grasfrosch
Gefleckter Schmalbock
Bergmolch
Erdkröte
Kreuzkröten
Steinlinse
Hecke zwischen Lindeholz und Hindelbankstrasse in Münchringen
Das Leben im Wald über die vier Jahreszeiten entdecken und selber bei Aufwertungsarbeiten Hand anlegen – das taten die Kinder einer Schulklasse aus dem Säget.
Der Wunsch, mit seinen Schulkamerad*innen im Wald zu arbeiten, kam von einem Schüler selber: Der Erstklässler hatte seinen Vater Beat Haller oft in den Wald begleitet und ihm bei den Aufwertungsarbeiten einer Parzelle in der Silbere geholfen. Seine Lehrerin Verena Leuenberger nahm seine Begeisterung und seine Idee einer gemeinsamen Waldarbeit sogleich auf und bereitete die Umsetzung des Jahreszeitenprojekts mit Beat Haller vor.
Feuchtgebiet statt Entwässerung Die Waldparzelle in der Silbere wird von einem Entwässerungsgraben durchzogen, der das Wasser aus der weiter oben liegenden Wiesenparzelle direkt in die Kanalisation ableitet und den Waldboden austrocknet. Schade, denn das Wasser könnte für die Schaffung eines wertvollen Feuchtgebietes im Wald genutzt werden. Dazu musste das Wasser im Wald zurückgehalten und verteilt werden und verschiedene Gehölze waren zu fällen, um mehr Licht in das Feuchtgebiet zu bringen. Beat Haller erarbeitete mit Zustimmung der Waldeigentümerin einen Projektplan und holte die Erlaubnis des Revierförsters Thomas Gut ein. Dann konnte es Ende April 2016 mit den Kindern losgehen.
Das Waldleben aktiv kennenlernen Die Kinder konnten tun, was Kinder an Gewässern am liebsten tun: Dämme bauen, um das Wasser zu stauen. Daneben wurden Äste zu Haufen zusammengetragen, die Kleinsäugern, Reptilien, Amphibien und Vögeln Unterschlupf geben. In einem späteren Einsatz wurden Weidenstecklinge gepflanzt, die im frühen Frühjahr Wildbienen Nahrung bieten. Neben der Arbeit erhielten die Kinder viele anschauliche Informationen zum Leben im Wald und gingen selber auf Entdeckungsreise. Ein Highlight war die Führung durch den Revierförster und die Entdeckung eines Fuchsbaus.
Der Silberebach Im Mai 2017 besuchte die Klasse (nun bereits als Klasse 2c) die Parzelle ein letztes Mal, um die durch die Arbeitseinsätze erreichten Veränderungen zu besichtigen. Dass nun immer ein Bächlein fliesst, beeindruckte die Kinder und es lag nahe, diesem einen Namen zu geben. Viele Vorschläge kamen zusammen: Moosbach, Allesbach, Der Bach der 100 Kaulquappen, Klassenbach, Neubach, 2C-Bach, Froschbach, Kleiner Waldbach, Moskitobach, Erlenbach, Rehbach, Silberebach (der letztendliche «Siegername») und andere. Die Bachnamen und Tagebucheinträge zeigen, dass die Kinder vieles über das Waldökosystem gelernt haben.
Das war ein guter
Tag, als wir Ende Oktober an einem kalten Samstagmorgen unsere erste
Standaktion auf dem Platz vor dem Coop durchführten
Das war ein guter Tag, als wir Ende Oktober an einem kalten Samstagmorgen unsere erste Standaktion auf dem Platz vor dem Coop durchführten – dies in Zusammenarbeit mit der «Stiftung Wildstation Landshut». Ziel war es, auf die im Spätherbst besonders prekäre Situation des Igels aufmerksam zu machen. Die Stationsleiterin der Wildstation, Iris Baumgartner, unterstützte uns, indem sie die Fragen der StandbesucherInnen beantwortete und wichtige Hinweise zur Unterstützung der Igel gab. Zur Anschauung hatte sie ein noch untergewichtiges Jungtier mitgebracht – ein Patient der Wildstation, der nicht nur für Kinder zum Anziehungspunkt wurde. Interessierte erhielten auf Wunsch weiteres Informationsmaterial des Vereins «pro Igel».
Um das oft fehlende Angebot an Unterschlupfmöglichkeiten in
unseren Gärten erweitern zu können, bot das Forum spezielle Igelhäuser
zum Verkauf an. Urs Tröhler aus Urtenen stellt diese mit Sorgfalt her
und verwendet dafür unbehandeltes Tannenholz aus der Region. An diesem
Morgen fanden alle sechs Igelhäuser einen neuen Besitzer, eine neue
Besitzerin … sogar die zwei letzten noch vorrätigen Exemplare von U.
Tröhler wurden verkauft. Ob die schmucken Häuser bereits alle bewohnt
sind, wissen wir nicht. Vielleicht braucht es den nächsten Sommer, damit
die Igel den Rückzugsort zuerst richtig erkunden und sich einnisten
können.
Marianne König und Kathrin Müller (Forum Jegenstorf)
Der folgende Text wurde von der Biologin Sandra Sacher von der Wildstation Landshut für uns verfasst.
Biologie des Europäischen Braunbrustigels (Erinaceus europaeus) Igel sind Säugetiere und zählen zur Ordnung der Insektenfresser. Auf ihrem Speiseplan stehen Asseln, Tausendfüssler, Spinnen, Käfer und Ohrwürmer, aber auch Regenwürmer und Schnecken verschmähen die nachtaktiven Tiere nicht. Ihre Beute spüren sie mithilfe ihres sehr gut ausgebildeten Geruchsinns und mit ihrem exzellenten Gehör auf, das sogar Töne im Ultraschallbereich wahrnimmt. Normalerweise sind Igel Einzelgänger. Im Frühjahr zur Paarungszeit sind die Männchen allerdings ruhelos unterwegs auf der Suche nach einem Weibchen. Nach einer Tragzeit von etwa 35 Tagen werden 3 bis 8 – anfangs noch blinde und taube – Jungtiere geboren. Junge Igel werden etwa 6 Wochen lang gesäugt, verlassen aber schon mit ca. 3,5 Wochen zum ersten Mal das Nest und versuchen erste Beutetiere zu fangen. Bald sind sie ganz auf sich alleine gestellt und müssen sich bis zum Einbruch des Winters genügend Fettreserven anfressen. Während des 5 bis 6 Monate dauernden Winterschlafes werden Körpertemperatur, Herzschlag und Atemfrequenz drastisch abgesenkt um Energie zu sparen. Ausgelöst wird der Winterschlaf vor allem dadurch, dass die Igel in der kalten Jahreszeit keine Nahrung mehr finden, aber auch die abnehmende Tageslänge, sinkende Temperaturen und hormonelle Einflüsse spielen eine Rolle.
Erwachen im Frühling: Männliche und weibliche Igel erwachen im Frühling nicht gleichzeitig. Die Männchen verlassen einen Monat früher als die weiblichen Tiere – zwischen Ende Februar und Ende März – ihr Schlafnest, um sich noch etwas Kraft anzufressen, bevor die anstrengende Suche nach paarungsbereiten Weibchen beginnt. Nach dem Winterschlaf haben die Igel 20 bis 40 Prozent an Gewicht verloren. Dennoch benötigen gesunde Igel im Frühling grundsätzlich keine besondere Hilfe, da die Insektenfresser als Wildtiere sehr gut an ihren Lebensraum angepasst sind und sich schnell wieder ein genügendes Gewicht anfressen. Nur, wenn ein Igel stark untergewichtig ist (zu erkennen am stark eingefallenen Beckenbereich und hervorstehender Wirbelsäule), Krankheits- oder Schwächezeichen, wie Husten oder Röcheln zeigt oder längere Zeit ohne sich einzukugeln auf der Seite liegt sollte man eingreifen und sich an eine Fachstelle wenden, die den Igel adäquat versorgen und ggf. medizinisch behandeln kann. Das gleiche gilt natürlich auch für verletzt aufgefundene Igel oder verwaiste, noch säugende Jungtiere.
Die Stiftung Wildstation Landshut: Jährlich werden etwa 1800 kranke, verletzte oder verwaiste einheimische Wildtiere in der Stiftung Wildstation Landshut in Utzenstorf, BE betreut, mit dem Ziel sie nach erfolgreicher Genesung oder Aufzucht wieder in einen natürlichen Lebensraum zu entlassen. Neben der Wildtierrehabilitation engagiert sich die spendenfinanzierte Stiftung stark in der Umweltbildung. Das engagierte Fachpersonal der Stiftung Wildstation informiert, sensibilisiert und berät zum Umgang mit einheimischen Tieren, deren Lebensraum sowie zu Naturschutzthemen. Unter den etwa 110 Arten, die in der Wildstation jedes Jahr betreut werden, ist der Igel die Art mit der grössten Anzahl an Individuen. Igel sind als sogenannte Kulturfolger oft im Siedlungsgebiet anzutreffen. Dort lauern aber auch Gefahren wie der Strassenverkehr, Gifte, herumliegende Netze oder Fadenmäher. Igel, die hierdurch oder anderweitig zu Schaden kommen, werden in der Stiftung Wildstation medizinisch behandelt, artgerecht untergebracht und gepflegt. Auch viele durch Krankheiten oder Parasiten geschwächte Tiere sowie verwaiste Jungigel werden hier fachgerecht versorgt. Im Jahr 2016 wurden insgesamt über 800 hilfebedürftige Igel in die Wildstation Landshut gebracht.
Fotos: Igel: Stiftung Wildstation Landshut Igelhäuser: Forum Jegenstorf