Kategorie: Berichte

Berichte des Forums

Bestaunenswerte Kunst aus den gefällten Platanen im Schlosspark

Bestaunenswerte Kunst aus den gefällten Platanen im Schlosspark

Im Herbst 2018 wurden die grossen Platanen auf der Südseite des Schlosses Jegenstorf gefällt. Das Forum Jegenstorf kümmerte sich darum, dass das Holz der Bäume ein weiteres Leben erhielt. Wir vermittelten das kostbare Platanenholz weiter, u. a. auch an Künstler*innen.

Der Bildhauer Max Roth aus Uettligen verarbeitete die mächtigen Holzstücke zu beeindruckenden Skulpturen. Bis zum 30. Oktober 2024 können Max Roths Skulpturen, davon eine aus den Platanen des Jegenstorfer Schlossparks, anlässlich der 9. Schweizerischen Triennale der Skulptur Bad Ragartz in Bad Ragaz besichtigt werden.

Die Skulpturen aus dem Holz der Schlossplatanen von Max Roth :

«Salz und Wasser» (links) an der 9. Triennale der Skulptur
Bad Ragartz 2024

Links:
www.max-roth.ch
Bericht zu den Schlossplatanen (28.01.2019)

Vogelstimmen im Wald

Vogelstimmen im Wald

Vögel und Vogelstimmen kennenlernen: Das war das Thema der ornithologischen Exkursion im Bollwald am letzten Samstagmorgen im April.

Der Ornithologe Yves Thomet hatte die Führung absichtlich nicht zu früh am Morgen angesetzt, damit wir nicht gleich von zu vielen mit- und durcheinandersingenden Stimmen überwältigt und überfordert würden. So machten sich ein gutes Dutzend Vogelinteressierte mit Feldstechern ausgerüstet gegen 8 Uhr im ornithologischen Tempo (d. h. mit ca. 1 km/Std.) auf den Waldweg beim Vitaparcours.

Als erster war irgendwo aus dem frischen Buchenlaub ein Buchfink zu hören, unser häufigster Brutvogel. Wie er aussieht, zeigte uns Yves in seinem Vogelbuch, das auch bei anderen Beobachtungen zu Hilfe kam, wenn wir nur einen Gesang hörten, aber den Vogel dazu nicht sahen.

Mit zwitschernder Stimme meldete sich dann bald auch ein Zaunkönig, einer unserer kleinsten, aber auch lautesten Vögel: Wenn der Pingpong-Ball-grosse Vogel Menschenmass annehmen würde, wäre seine Stimme bis zum Nordkap hörbar…

Den kleinsten hiesigen Vogel bekamen wir in einer Tanne aufgeregt von Zweig zu Zweig turnend und pickend zu Gesicht: ein Wintergoldhähnchen. Vor allem die Weibchen müssen viel Nahrung zu sich nehmen, denn ihre Eier können bis 1½-mal ihres Eigengewichts wiegen. Die Stimme der Goldhähnchen ist sehr fein – sie kann als Hörtest für uns Menschen dienen.

Das Rotkehlchen ist mit seiner flötenden Stimme auch am Abend und im Winter zu hören. Allerdings sind es Vögel aus nördlichen Gegenden, die bei uns überwintern, während diejenigen, die im Sommer bei uns nisten, im Winter in den Süden ziehen. Ihre Reviere markieren sie aber mit ihrem schönen Gesang allemal.

Zu jedem Vogel konnte uns Yves so Wissenswertes und Eindrückliches berichten. Zur Sprache kamen immer auch die natürlichen Zusammenhänge. Wenn z. B. ein Schwarzspecht seine Nisthöhle in einem alten Baum nicht mehr braucht, wird sie von Eichhörnchen, Fledermäusen, Baummarder, Siebenschläfer oder Insekten benutzt, die selber keine Höhlen bauen können. Sie alle sind darauf angewiesen, dass solche Habitatbäume stehen gelassen werden.

Auch andere Vögel, wie Stare oder Kleiber nisten in Spechthöhlen, wobei die Kleiber das Einflugloch mit Lehm verkleben, um es genau auf ihre Körpergrösse anzupassen. Dank dem Fernrohr von Yves konnten wir eine solche Kleibernisthöhle «von Nahem» und den Bewohner nach etwas Geduld dann auch darin verschwinden sehen. Wir lernten auch, dass Kleiber an Bäumen rauf und kopfüber runter klettern können, im Unterschied zum Gartenbaumläufer, der spiralförmig nur aufwärts klettert und dann nach unten fliegt, um wieder hoch zu klettern.

Andere Dimensionen als das Kleibernest hatte dasjenige, das ein Rotmilan-Paar aus groben Zweigen hoch oben auf einer Buche gebaut hatte. Eine Krähe interessierte sich ebenfalls für dieses gemachte Bett, wurde aber immer wieder vom Rotmilan verfolgt und verjagt, ein spannendes Schauspiel.

Rotmilan, Mäusebussard, Ringeltaube, Schwarzspecht, Grünspecht, Buntspecht, Zaunkönig, Heckenbraunelle, Rotkehlchen, Singdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Wintergoldhähnchen, Sommergoldhähnchen, Kohlmeise, Tannenmeise, Blaumeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Rabenkrähe, Star, Buchfink, Stieglitz (Distelfink):
Diese 24 Vogelarten waren auf unserer Exkursion zu beobachten. Wahrscheinlich haben nicht alle Teilnehmenden alle diese Stimmen gehört und auseinanderhalten können. Es bräuchte dazu das langjährig geübte ornithologische Ohr und Auge. Eindrücklich und bereichernd war diese Beobachtungstour aber auf alle Fälle.

PS: Auf bird-song.ch von BirdLife und Naturkurse gibt es eine Fülle von kurzweiligen Übungsmöglichkeiten, um Vogelstimmen und Vögel zu entdecken und zu lernen.

Ein besonderer Erfahrungsbericht

Ein besonderer Erfahrungsbericht

… über eine wundervolle Begegnung beim Zigarettenstummel-Sammeln


Letzten Sonntag, beim Nordic-Walking in der Matte beim Schloss, fielen mir unzählige Zigarettenstummel auf, welche auf der Hauptstrasse und beim Bach hier in Jegenstorf auf dem Boden herumlagen. Ich beschloss, zu Hause meinen Gripper und Kübel zu holen, um sie einzusammeln.

Bei der Kirche fing ich an zu sammeln, und bis zum Löwen hatte ich schon 30 Stummel gefunden. Bis zum Bahnhof kamen nochmals 20 dazu.
Und hier beginnt die Geschichte, welche ich erzählen möchte: Vertieft ins Stummel-Einsammeln, ging ich auf dem Naturweg dem Bach entlang, als plötzlich ein sympathischer junger Mann neben mir stand und mich fragte, was ich mache. Beim Anblick der Stummel in meinem Kübel fand er, diese seien «gruusig».

Auf meine Frage hin meinte er «Nein, ich rauche nicht» und zeigte mir «hier, dort, und dort oben» weitere Stummel – und sammelte sie gleich für mich ein! Ich erfuhr, dass er eine Lehre in Zollikofen macht, und dass ihn die Hässlichkeit der Verschmutzung hier betroffen machte.

Beim Löwen angelangt, gab ich ihm den Gripper und hielt den Kübel für die Stummel, die er einsammelte. Die ganze Zeit über plauderten wir und sprachen über allerlei. Es war eine angeregte und interessante Unterhaltung, und die Stimmung war wunderbar friedlich.

Auf meine Frage, wer seiner Meinung nach die meisten Stummel auf den Boden werfe, meinte er ohne Zögern ganz leise: «Die Jungen. Sie finden es cool».

Vertieft in unser Gespräch kamen wir bei der Post an, da sagte er plötzlich: «Oh, da kommt ein Auto, mein Vater!» Das Auto hielt an, das Fenster öffnete sich und der Vater fragte «Wann kommst du nach Hause?» «Bald, wir müssen hier noch etwas fertig machen» war die Antwort des jungen Mannes. Auf dem Rücksitz des Autos sah ich einen Buben mit dunklem Kraushaar, der lachend aus dem Fenster schaute – sein jüngerer Bruder.

Ich sagte «Ich bin Mary, wie heisst du?», worauf er mir die Hand gab und erwiderte «Ich heisse L.».
«Was du heute gemacht hast, ist so rührend und schön!» sagte ich, «ich bedanke mich im Namen des Forum Jegenstorf. Ihr findet das Forum online, da könnt ihr schauen, was wir machen».
«L., wenn du lernen möchtest, Klavier zu spielen, kannst du zu mir kommen. Ich würde dir Stunden geben!», sagte ich zu ihm. Er lachte und meinte «Leider habe ich keine Zeit dafür, ich treibe Sport und trainiere. Aber ich würde schon gerne lernen, Klavier zu spielen!»

Unterdessen hatten wir über 85 Zigarettenstummel gesammelt. Auf seine Frage hin, wo ich lebe, überquerten wir die Strasse zur Kirche hinüber und kamen zum Weg zu meinem Haus. Ich zeigte es ihm, und er sagte «oh, das ist cool!»

Beim Abschiednehmen gratulierte ich ihm nochmals und sagte, ich hoffe, dass er online beim Forum hereinschauen werde. In meiner Tasche fand ich einen kleinen verschliessbaren Aschenbecher, den ich ihm gab und der ihm sehr gefiel.

Was mich berührte, war die Spontaneität und das Interesse dieses jungen Mannes, und ich fragte mich, wie viele andere jungen Menschen für eine solche Erfahrung offen wären?
Tags darauf kam meine Tochter mit einem schönen alten Rosenstock, den wir in den Garten pflanzten. Der Rosenstock heisst jetzt «L».

Es war für mich eine herzerwärmende Erfahrung, mich mit einem jungen Menschen auszutauschen, welcher sich die Zeit nahm und die Geduld, mit einer alten Dame zu verweilen, die er nicht einmal kannte. Er kam, blieb, beteiligte sich und teilte. Ich gratuliere seiner Familie für die Entwicklung dieses jungen Mannes in seinem Leben und hoffe sehr, dass wir uns wieder einmal begegnen. Unsere Begegnung dauerte nicht viel mehr als etwa 20 Minuten! Es war für mich ein spannendes Erlebnis, und ich danke L. und seiner Familie von Herzen!

Dem Forum wünsche ich alles Gute und viel Glück!