Jedes dritte Jahr organisiert das Forum Jegenstorf, in diesem Jahr gemeinsam mit dem Theresa-Laden, eine Velosammlung, die wir für die gemeinnützige Organisation Velafrica in der Grube durchführen.
Weil wir vor drei Jahren bereits erstaunlich viele Velos sammeln konnten, rechneten wir dieses Jahr mit deutlich weniger Rädern. Am Ende waren es aber 135 Fahrräder, die uns die Leute aus Jegenstorf und Umgebung vorbeibrachten. Ein neuer Rekord: Renn- und Kindervelos, Ein- und Mehrgänger, Gravel- und Mountainbikes, Klappräder und sogar ein altes Militärvelo.
Velafrica verteilt die Fahrräder an Partnerorganisationen in der Schweiz, die die Velos wieder in Stand stellen, bevor die Räder in fünf Velozentren in afrikanische Länder transportiert werden. «Velafricas Vision ist eine Welt, in der alle Menschen die Vorteile der Velomobilität zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen nutzen können. Die fünf Velozentren hat Velafrica mitaufgebaut, sie dienen als Dreh- und Angelpunkte für den Veloverkauf und für Veloreparaturen sowie Ausbildungen und Jobs rund ums Velo.»
Genaue Informationen zu Velafrica finden Sie unter: www.velafrica.ch
Und falls Sie die Sammlung verpasst haben und ihr unbenutztes Velo im Keller steht: Wir führen in drei Jahren wieder eine Sammlung durch.
Unterwegs für die Natur – die Filmemacherin im Interview
Über ein Jahr hinweg hat die Berner Filmemacherin Marlen Schmid die Aktivitäten des Forum Jegenstorf begleitet und dokumentiert. Der Film zeigt, wie sich Menschen gemeinsam gegen die Zerstörung der Natur und für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einsetzen.
Um was geht es im Film „Unterwegs für die Natur“? Marlen Schmid: Es ist ein Porträt über das Forum Jegenstorf. Die Zuschauer:innen können ein Jahr erleben vom Winter bis in den Herbst und die Mitglieder vom Forum Jegenstorf auf ihren vielfältigen Natureinsätzen begleiten: Hecken pflanzen, Tümpel bauen, Abfall sammeln, Rehkitze und Amphibien retten usw. Der Film zeigt, was es für Möglichkeiten gibt, sich in einer Gemeinde für die Natur zu engagieren und was die Zusammenarbeit von Menschen bewirken kann.
Wieso wolltest du für das Forum Jegenstorf filmen? Weil ich wichtig finde, was ihr tut und dies den Leuten zu zeigen. Ich mache mir viele Gedanken darüber, was ich beitragen kann, damit es in eine gute Richtung geht. Umweltthemen, Mitwelt und Nachhaltigkeit liegen mir am Herzen. Idealerweise kann der Film anstecken, bei euch oder in einer ähnlichen Organisation mitzumachen. Und auch zu sehen, wie man im Kleinen anfangen kann – einfach mal Zigarettenstummel einsammeln.
Wie ist es für dich, in der Natur zu filmen? Ich bin mehr dem Wetter und den Umständen ausgesetzt als drinnen. Die Kamera sollte nicht nass werden. Wenn es windet, versteht man den Ton nicht mehr. Aber in der Natur ist es auch sehr inspirierend. Beim Dokumentarfilm ist es für mich spannend, offen zu sein und zu schauen, was schon da ist und mit der Kamera darauf zu reagieren. Der Zufall spielt eine grosse Rolle. Ihr trägt z. B. die Kleider, die ihr halt trägt oder das Wetter ist so, wie es eben ist.
Was ist dein Schwerpunkt als Filmemacherin? Im Filmstudium habe ich den Fokus Kamera gewählt. Jetzt mache ich meistens Schnitt. Beim Filme-Schneiden arbeite ich oft mit meiner Intuition, das gefällt mir. Der Nachteil ist, dass ich viel Zeit vor dem Computer verbringe, deshalb ist es toll, wenn ich auch ab und zu rausgehen und z. B. für das Forum filmen kann. Ich glaube, dass es bei guten Filmen nicht auf die beste Technik ankommt, sondern darum geht eine Geschichte zu erzählen, die bewegt. So macht es für mich auch Sinn, statt dass alle Filmemacher:innen ihr eigenes Equipment anschaffen, mit unseren Ressourcen sparsam umzugehen und die Kamera zu teilen.
Was kann das Medium Film zu den Anliegen des Forum Jegenstorf beitragen? Das Medium Film ist zugänglich. Ein Film hat mehrere Ebenen, Bild und Ton, so kann er mit verschiedenen Sinnen aufgenommen werden, mit den Augen, den Ohren. Mit der Kameraarbeit – wo schaut man hin, wie schaut man auf etwas – zeigt man immer eine Haltung. Ich denke, Menschen, Tiere, Pflanzen zu beobachten, löst etwas aus. Das ist meine Hoffnung.
Wie war die Zusammenarbeit mit dem Forum Jegenstorf? Ich fand die Zusammenarbeit mit euch mega toll. Du hast dir ja rollend überlegt, was für den Film wichtig ist und wen wir noch für ein Interview anfragen könnten oder welche Einsätze spannend sind. Ich war auch sehr frei und fand es schön, wie mich die Leute filmen liessen und mir vertrauten. Ich weiss, dass es unangenehm sein kann gefilmt zu werden. Und es ist beeindruckend, wieviel Wissen in all den Mitgliedern der Forums steckt.
Ist etwas Besonderes passiert während den Filmarbeiten? Beim Auslichten im Silberewald ist ein Bäumchen auf mich gefallen. Ich habe durch die Kamera geschaut und zu spät gemerkt, das kippt ja genau auf mich. (Sie lacht.) Und dann war auch ein berührender Moment, als wir die Rehkitzrettung filmten. Bei den Fröschen ist es ähnlich, die sind schutzlos wenn ein Auto kommt. Diese Begegnungen mit den Tieren, aber auch mit euch, die Mitglieder vom Verein kennenzulernen und immer wieder bei euren Einsätzen dabei zu sein, das war eigentlich für mich fast das Schönste.
Was sind deine Pläne für die Zukunft? Ich möchte gerne bei grossen Dokumentarfilmproduktionen mitarbeiten. Geschichten erzählen, die ich relevant finde. Es gibt einen Überfluss an Bildern im Internet und mit den Handys, mit denen wir jederzeit alles filmen können. Da finde ich es wichtig, dass eine Geschichte etwas Neues beitragen kann, dass sie jenen eine Stimme gibt, die sonst weniger gehört werden oder keine Stimme haben – wie z. B. auch die Tiere und Pflanzen, die Natur. Genau – das ist eigentlich, was mich interessiert.
Die Fragen stellte Susanna König. Das Interview erschien auch in Der Jegenstorfer3/2024 (S.40-41)
Unterwegs für die Natur – Ein Blick auf das Forum Jegenstorf Kamera und Schnitt: Marlen Schmid 2024, 20 Min., Dialekt mit deutschen Untertiteln – Film anschauen – Website von Marlen Schmid: https://www.marlenschmid.ch/
Exkursionen mit dem Forum Jegenstorf sind Ohren- und Augenöffner. Dieses Jahr führte uns Rolf Bernhard zu seinen biologisch bewirtschafteten Kulturen in Ballmoos.
Gesunder Boden als A und O des Wachstums resilienter Pflanzenund Erträge Wenn Rolf Bernhard vier kräftige Rüebli aus dem Boden zieht und von der guten Ausbeute der Ernte schwärmt, sind wir Zuhörenden überrascht. War das nicht ein eher schwieriges Jahr für die Bauern nach der kaltnassen Wachstumszeit im Frühling? Rolf Bernhard erklärt uns, dass diese Karotten dank der Vorkultur Soja und der Wintergründüngung, welche die Nährstoffe über den Winter gespeichert haben, in diesem feuchten Frühling super Wachstumsbedingungen hatten. Grund für das Gedeihen der prächtigen Biorüebli ist ein gesunder, resilienter Boden, die wichtigste Voraussetzung für den biologischen Landbau. Das Wissen, wie ein gesunder Boden gefördert werden kann, wird unter den Biobäuerinnen und Biobauern, aber auch in anderen Anbausystemen wie z. B. bei der IP-Produktion rege ausgetauscht. Viel Erfahrung und Forschung gepaart mit neuster Technologie führen zur gewünschten Bodenaktivität und resilientem Saatgut. Rolf Bernhard zeigt dies vor einem riesigen Feld Soja, das fast ohne Unkraut auf einer ehemaligen Gletschermoräne gedeiht. Gesät wird mit GPS-Kamera gesteuerter Hacktechnik von Philipp Zaugg. Der Saatzeitpunkt ist nicht zu früh zu wählen. Die Sojabohne sei auf verschiedenen Ebenen eine wertvolle Pflanze, führt Rolf Bernhard aus. Sie bindet Stickstoff und ist nach der Ernte eine super Grundlage für die Folgekultur Brotweizen. Soja kann aufgrund einer Lebensgemeinschaft mit speziellen Bodenbakterien den Stickstoff in der Luft nutzen. Rolf Bernhards Soja wird zu Tofu verarbeitet und ersetzt als proteinreiche Nahrung manches Fleischmenu. Nach der Sojabepflanzung wächst auf dem Feld ein wertvoller Winterweizen.
Pestizide im Wasser als Warnhinweis Es waren die Erkenntnisse aus dem Berner Pflanzenschutz-Projekt, die Rolf Bernhard bewogen, auf Biolandbau umzusteigen. Neben seiner langjährigen Tätigkeit als Leiter Agronomie und Produktionssysteme im Detailhandel ist er seit zwei Jahren Mitglied im Stiftungsrat des FiBL, dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick. Mehrere seiner Felder dienen als Feldversuch für den Anbau von Sonnenblumen und Weizen.
Pflanzengemeinschaften Ein weiteres Mal staunen wir vor einem Maisfeld, wo wir bei genauem Hinsehen Stangenbohnen erkennen, die an den Maisstauden hochwachsen. Zusammen mit dem Klee, der den Boden deckt, bilden die drei Pflanzen die beste Voraussetzung für eine Maisernte, ein proteinreiches Tierfutter und einen nährstoffreichen Boden.
Landwirtschaft mit Zukunft Rolf Bernhards begeisterte Ausführungen täuschen fast darüber hinweg, dass das Leben als Bauer doch sehr anstrengende Seiten kennt. Denn da sind die lästigen Ackerkratzdisteln und Blacken, die im Biolandbau von Hand mit dem Blackeneisen entfernt werden müssen. Trotz dieser kräftezehrenden mechanischen Unkrautbekämpfung vermittelte uns Rolf Bernhard aber eine moderne Landwirtschaft, die in einen gesunden Boden investiert und gepaart mit neuster Technologie, einem gut funktionierenden Netzwerk und klugen Entscheidungen zu ertragreichen Ernten führt. So beendeten wir unsere Exkursion auf dem Biohof hoffnungsvoll: Mit unseren bewussten Einkäufen und unserem Lebensstil können wir die Arbeit der (Bio)bäuerinnen und -bauern unterstützen und so einen Beitrag für eine gesunde Natur leisten.
Ein neuer Weiher für die Kreuzkröten Zum Abschluss der Führung zeigte uns Rolf Bernhard seinen Weiher für Kreuzkröten, der auf seinem Land beim Moosbach neu entsteht. Die Kreuzkröte ist europaweit streng geschützt. Auf Anfrage der Koordinationstelle für Amphibien- und Reptilienschutz (karch) beteiligen sich mehrere Mitglieder des Forum Jegenstorf an einem Kreuzkrötenmonitoring im Kanton Bern. Im Gebiet um Ballmoos wurden dabei einige wenige Kreuzkröten gehört. Mit dem neuen Weiher erhoffen wir uns die Förderung der seltenen Amphibie. Das Wasser im Weiher kann zeitweise entleert werden, sodass die spät im Jahr laichende Kröte ein Laichgewässer ohne Fressfeinde wie Insektenlarven oder andere Amphibien vorfindet. Der neue Weiher neben dem schnurgeraden Moosbach und in der drainierten Landschaft ist ein Beispiel dafür, wie wir der ausgebeuteten Natur auch etwas zurückgeben können.
Bräteln am Waldrand Wir genossen den letzten sommerlichen Samstag um ein grosses Feuer beim Grillplatz am Waldrand. Bei lebhaften Gesprächen, feinem Essen, verspielten Kindern und einer untergehenden Sonne liessen wir den Tag ausklingen.
KarottenNussbäumeSonnenblumenSojabohnenSojabohneMais mit BohnenKreuzkrötenweiher