Kategorie: Berichte

Berichte des Forums

Der Tag der Biodiversität – entdecken, lernen, mitmachen und geniessen

Der Tag der Biodiversität – entdecken, lernen, mitmachen und geniessen

Sonne? Wind? Regen? Die Natur braucht sie alle. Aber am 29. April, für unseren Tag der Biodiversität im Schlosspark, doch bitte, bitte lieber Sonne…. Als wir am Morgen früh die Zelte aufstellten, war der Himmel grau und dann, pünktlich mit dem Eintreffen der ersten Besuchenden – Sonne!


Die Biodiversität ist uns ein grosses Anliegen, denn sie ist in einem schlechten Zustand und nimmt weiter ab. Die Hälfte aller einheimischen Tier- und Pflanzenarten und die Hälfte der Lebensraumtypen der Schweiz sind gefährdet. Warum brauchen wir die Biodiversität? Und was können wir alle gegen den zunehmenden Verlust tun? Um Antworten zu finden, luden wir kompetente Fachleute ein.

Tiere, Pflanzen, Licht und Schoggieili
Im noch winterkühlen Schlosssaal hörten wir in zwei Vorträgen viel Erstaunliches über die Fledermäuse, die auch im Schlossturm leben. Diese gefährdeten Säugetiere sind in der Nacht mit ihren Fingerflügeln so flink unterwegs, dass wir ihre Anwesenheit nur über die Ultraschallwellen, die der Batdetektor einfängt, feststellen können.

In einem Dunkelzelt zeigte ein Modell, wie eine Aussenbeleuchtung so eingesetzt werden kann, dass sie Tieren, Pflanzen und Menschen möglichst wenig schadet. Und es gab einen wunderschönen Sternenhimmel zu sehen, wie er in der Schweiz wegen der zunehmenden Lichtverschmutzung nicht mehr erlebt werden kann.

Lebendige Tiere waren am Stand der Amphibien und Reptilien zu beobachten: ein Bergmolch, der sich häutete, eine Gelbbauchunke, die hin und wieder ihren leuchtenden Bauch zeigte, eine Kreuzkröte, die sich aus dem Versteck wagte. Dazu gab es Informationen und Beratung, wie diese bedrohte Tierart rund ums Haus gefördert werden kann.

Auf Insektenpirsch durch den sonnigen Schlosspark erfuhr eine grosse Gruppe, dass vor allem die vielen verschiedenen Arten von Wildbienen eine Bestäubung der Pflanzen und damit das Gedeihen der Vegetation gewährleisten.

Gelegenheit zum tatkräftigen Mitmachen gab es auch sonst: sei es bei der Umwandlung von Rasen in eine Blumenwiese zusammen mit spezialisierten Landschaftsgärtnern, die dazu kompetente Beratung boten. Sei es beim Quiz zum Tier des Jahres, der Blauflügeligen Ödlandschrecke, oder beim Bohren und Impfen von Holzrugeln mit Pilzsubstrat – daheim im Garten wird das vom Pilz zersetzte Holz zum Biotop für bedrohte Käfer werden.

Besucher:innen kauften einheimische Wildpflanzen, die auf dem Balkon allerlei Insekten Lebensraum bieten können, oder setzten sich zum Trinken und Essen in die Orangerie. Und Kinder entdeckten Schoggieili im Vogelnistkasten, indem sie lernten, ihn ab- und aufzuhängen, so wie es für die Betreuung der Nistkästen nötig ist.

Neophyten, Zigis und Bodengeräusche
Das Forum Jegenstorf zeigte an seinem Stand, was achtlos weggeworfener Abfall und besonders Zigarettenstummel in der Umwelt, im Grundwasser, bei Tieren und spielenden Kleinkindern anrichten können. Dazu gab es zahlreiche Informationen zu invasiven Neophyten, die in unseren Gärten die einheimischen Pflanzen verdrängen und damit auch Tieren Nahrung und Lebensraum wegnehmen.

Sounding Soil stellte uns das Bodenmikrofon zur Verfügung, das in der Ökoakustik zur Erforschung des Bodens dient. Bei Gross und Klein gab es überraschte Gesichter, wenn sie über die Kopfhörer Geräusche hörten, welche unzählige Bodenlebewesen durch Bewegen, Fressen und Kommunizieren erzeugen. Einige Besuchende meinten sogar, ein Schnarchen zu hören… Durch Hörproben an verschiedenen Orten wird auch klar: Je mehr Geräusche, umso mehr Lebewesen, umso gesünder der Boden.

Wir alle können vieles tun
Der Markt am Tag der Biodiversität zeigte eindringlich, wie notwendig es ist, den Boden, die Luft, das Wasser, die Pflanzen, die Lebewesen und damit die Lebensgrundlage auch von uns Menschen zu schützen und zu fördern. Einheimische Pflanzen vorziehen; Spritzmittel und Beleuchtung im Aussenraum vermeiden; nachhaltige und biologische Produkte kaufen; Zigis im Aschenbecher entsorgen; den öffentlichen Verkehr benutzen; wiederverwenden, tauschen und flicken, statt neu kaufen; und vieles mehr. (Siehe auch die Themenseite Artenvielfalt auf www.forumjegenstorf.ch.)

Wir danken Pro Natura, dem Tierpark Dählhölzli, DarkSky Switzerland, dem Fledermausverein Bern, karch/info fauna, dem Ornithologischer Verein Jegenstorf, Flora di Berna und Kunz Gärten, die ihr Wissen und ihre Begeisterung für die faszinierende Natur mit uns geteilt haben. Ein besonderer Dank geht an die Verantwortlichen vom Schloss Jegenstorf für die gute Zusammenarbeit und ihren Einsatz zur Förderung der Biodiversität.

Der Tag ging plötzlich ganz schnell zu Ende, als beim Zusammenräumen ein Regenschauer in den Schlosshof niederprasselte und nach der wärmenden Sonne das willkommene Nass brachte.

Das Programm mit der Beschreibung aller Stände und teilnehmenden Organisationen finden Sie hier, eine Vorschau zum Anlass in D’Region hier.

Amphibienrettungsaktion 2023 – auch dieses Jahr viel Motivation trotz «magerer» Saison

Amphibienrettungsaktion 2023 – auch dieses Jahr viel Motivation trotz «magerer» Saison

Alle Jahre wieder: Unser Verein betreut zwei Amphibienzäune, damit die wandernden Frösche, Kröten, Berg- und Fadenmolche ihre Laichgebiete sicher erreichen können. Trotz der «mageren» Zahlen der letzten Jahre haben sich auch in diesem Frühling zahlreiche Freiwillige an der Rettungsaktion beteiligt.


Auch in diesem Jahr hat das Forum Jegenstorf während der Amphibienlaichwanderung zwei Amphibienzäune (sog. Zugstellen) beim Hambüelwald, zwischen Jegenstorf und Grafenried, sowie an der Hindelbankstrasse, zwischen Münchringen und Hindelbank, betreut. Trotz der «mageren» Rettungsaktion der letzten beiden Jahre halfen zahlreiche Freiwillige beim sicheren Transport der Amphibien über die Strasse zu den Laichgebieten.

Die Zahlen
Leider ist die Zahl der geretteten Amphibien in diesem Jahr erneut zurückgegangen, insbesondere bei der Zugstelle im Hambüelwald. Während im Jahr 2019, als wir mit der Rettungsaktion in diesem Gebiet begannen, die Zahl der sicher transportierten Amphibien bei rund 1’300 lag, erreichten in diesem Jahr lediglich rund 60 Amphibien ihre Laichgebiete entlang der RBS-Linien. Warum die Zahl der Amphibien seit Jahren so dramatisch zurückgeht, ist uns unklar. So könnten beispielsweise der Wassermangel an den Laichplätzen entlang der RBS-Bahnlinie sowie die Bauarbeiten für den Doppelspurausbau eine Rolle spielen. Es könnte aber auch sein, dass sich einige Amphibien nach der Fortpflanzung nicht weit von den Teichen entfernen und im Herbst/Winter nicht mehr die Strasse zu ihren Überwinterungsplätzen überqueren. Vielleicht überwintern sie bereits auf der «richtigen» Strassenseite und sind deshalb im Frühjahr nicht am Zaun zu finden.

Die Zahlen der Zugstelle an der Hindelbankstrasse bleiben hingegen seit Jahren ziemlich stabil. Bis auf wenige Ausnahmen wurden in den letzten Jahren meist zwischen 150 und 200 Amphibien sicher über die Strasse gebracht. In diesem Jahr schafften es fast 160 sicher in die Teiche des Lindenholzbiotops.

Insbesondere im Hinblick auf die nächste Amphibienlaichwanderung 2024 werden wir gemeinsam mit der Koordinationsstelle für den Amphibien- und Reptlinienschutz karch erörtern, wie wir uns nächstes Jahr organisieren wollen.

Danke!
Auch in diesem Jahr möchten wir uns bei allen bedanken, die sich als Freiwillige – darunter auch einige Familien mit Kindern – an der Rettungsaktion beteiligt haben! Ohne eure Hilfe und Motivation wäre die Rettungsaktion nicht möglich.

Bilder: Jean-Daniel Gerber, Elisa Baer

Ein wahres Silbere-Waldmärchen

Ein wahres Silbere-Waldmärchen

Ein kleiner Bautrupp traf sich an einem Winternachmittag im Silbere-Wald, zehn Nasen vom Forum Jegenstorf, von der alten Häsin bis zum Neuling, vom flinken Primeler bis zum fleissigen Ruheständler.


Wer wollte, packte die Schaufel, grub Seelein und klatschte die lehmige Erde des Waldbächleins zu kleinen Dämmen auf. Wessen Stiefel zu Hause geblieben waren, blieb im trockenen Laub, suchte die Äste der gefällten Rottannen zusammen und schichtete sie in der Lücke des Waldrandes auf. Was sich da im Frühling in den neuen Seelein und hinter den Dämmen tummeln wird, soll ungestört sein von allzu vieler Menschenneugier.

Still war es nicht um dieses Forumsgrüpplein. Was, wie, wo am besten bauen, musste erörtert sein und zum Zvieri geplaudert und gelacht werden. Nur ein zu spät gekommener Unermüdlicher arbeitet die Pause durch, sodass am Ende des Nachmittags eine ganze Kette von kleinen Tümpeln den Bach hoch entstanden waren. Nun würde das Wasser nicht mehr eilig in der Kanalisation verschwinden, sondern im Wald verweilen und allerlei Waldbewohnenden zu Gute kommen.

Es war Zeit, den Rücken zu strecken und einen Blick in die Höhe zu tun. Riesige Eichen, Erlen, eine Ulme. Im besten Alter, nach hundert bis zweihundert Jahren kann eine Eiche sehr viel einbringen. Noch kostbarer wird sie, wenn sie bis zu ihrem Lebensende stehen bleiben darf und als Totholz für allerlei Käfer, Pilze und Organismen einen neuen Lebensraum bildet. So trägt sie zum Kreislauf bei, wo alles ineinander greift, sich ergänzt und an dem auch wir Menschen teilhaben und von dem wir leben.

Ein klein wenig konnten wir mit unserem Tun zu diesem Kreislauf beitragen, verliessen vergnügt den Wald und zogen beschwingt nach Hause.

PS: Inzwischen wurde bereits ein Fröschchen im neue Tümpel-Zuhause entdeckt. Wer weiss, vielleicht ein verwunschener Prinz…

Nachschrift:
DeinBaum.ch: Wer dazu beitragen will, alte, monumentale und seltene Bäume im Wald zu erhalten, kann eine Patenschaft für einen selbst ausgewählten Baum übernehmen oder verschenken.

Mehr Fachwissen, Wissenswertes zur Silbere und zu Renaturierung im Wald findet ihr im Beitrag zum letzten Silbere-Einsatz vom 26.2.2022.